Abgesehen davon, dass das
Papiergeldsystem aus dem Gleichgewicht
geraten ist, wird die Digitalisierung den Finanzsektor hart treffen. Gleichwohl können die Schlüsselbranchen der deutschen Industrie durch den Durchbruch von Industrie 4.0 erhebliche Produktivitätssteigerungen erzielen. Allerdings stehen die meisten Betriebe aus dem deutschen Mittelstand noch am Anfang der Digitalisierung. Im Gegensatz dazu haben die Verbraucher und der Handel bereits mit der Digitalen Transformation begonnen. Märkte werden schnelllebiger und Kundenanforderungen werden immer spezifischer.
Die Antwort der produzierenden Industrie darauf können nur hochautomatisierte Fertigungsprozesse mit einem hohen Flexibilitätsgrad sein. Gleichzeitig müssen Geschäftsprozesse, die bisher als rein interne Vorgänge wahrgenommen werden, geöffnet werden und den Kunden als Produktentwickler integrieren. Einige deutsche Hersteller gehen diesen Weg bereits und nutzen Social Media, um eine kundenintegrierte Produktentwicklung zu realisieren. Gute Neuigkeiten also. Der Preis dafür: Veränderung. Das digitale Unternehmen der Zukunft wird vernetzter, intelligenter und "sozialer" sein.
Derartige Innovationen erfordern allerdings die Möglichkeit des kreativen Handelns; dazu gehört auch eine sehr tolerante Fehlerkultur, um nicht zu sagen, eine Kultur des kreativen Scheiterns. In unflexiblen hierarchischen Strukturen ist selten Platz für autonome Teams und kreative Projekte. Wie schafft man also Innovationen in einer digitalen Ökonomie?
Die Zielsetzung lautet, starre Strukturen in agile
Teams zu transformieren, die über kreative Freiräume und eine digitale Kompetenz verfügen. Wenn die Organisation für den Schritt zum socially embedded Enterprise noch nicht bereit ist, oder das Transformationsprojekt über etliche Jahre geplant ist, muss der Innovationsprozess außerhalb des Unternehmens stattfinden – man könnte das auch als Innovations-Outsourcing bezeichnen. Hier sind die Möglichkeiten recht vielfältig: So können z. B. Tochterunternehmen gegründet werden, die ihren Sitz an einem innovationsfreundlichen Standort haben; hier geht es insbesondere um die Nähe zu den benötigten Mitarbeitern, die über digitale Technologien und agile
Arbeitsmethoden beherrschen. Eine weitere Möglichkeit ist die Gründung eines In-House-Labs. Dabei handelt es sich um eine vom Mutterunternehmen abgekoppelte Organisation mit eigener Geschäftsführung, die räumlich vom Stammunternehmen abgetrennt wird und völlig frei agieren kann. Eine dritte Möglichkeit stellt die Kooperation mit Startups dar, die bereits eine komplementäre Technologie entwickelt haben, aber die Vermarktung nicht aus eigener Kraft bewerkstelligen können. In dieser symbiotischen Partnerschaft profitieren beide Seiten voneinander.
Ein praktisches Beispiel für diesen weg ist der Stahlhändler Klöckner, der unter der Leitung von CEO Gisbert Rühl. Der traditionelle Stahlhändler hat eine digitale Plattform geschaffen, über die alle Produkte von Klöckner online bestellt werden können. Als dieser Prozess stabil lief, hat das Unternehmen die Plattform auch für andere Händler geöffnet und damit das online-Sortiment verbreitert. An dieser Stelle hat Rühl konsequent aus Sicht des Kunden gedacht, und für die bestmögliche Kundenerfahrung (UX) gesorgt. So will das Unternehmen im Jahr 2020 bereits 50 Prozent seiner Umsätze online erwirtschaften.
Ein weiteres Beispiel liefert die Deutsche Bank mit ihrer "Digitalfabrik". Hier schaffen
agile
Teams neue Bankprodukte die nicht mehr nur ausschließlich auf das Portfolio der Deutschen Bank festgelegt sind, vielmehr auch Finanzdienstleistungen anderer Anbieter in die neuen Angebote integriert. Die Bank wird so zum Vermittler für die Konkurrenz und erhält eine Provision für die verkauften Produkte. Der Vorteil der Deutschen Bank liegt darin, dass sie im Besitz der Kundenverbindung bleibt, und die bestehende Kundenverbindung durch die größere Produktkompetenz stärken kann.
Fazit: In der Regel geht eine Restrukturierung aus einer Anpassung der Marketingstrategie hervor. Das Unternehmen reagiert also aktiv und drastisch auf die veränderten Umweltbedingungen und Marktanforderungen. Die Produktivitätssteigerungen, die mit der Digitalisierung einhergehen, haben jedoch unweigerlich auch Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt; die Digitalisierung erfordert auch gesellschaftspolitische Veränderungen. Das führt wiederum zu einer Veränderung der Inlandsnachfrage. Unternehmen, die diese Entwicklung erkennen, entwickeln jetzt Resilienz-Strategien. Dazu gehört auch die Subsistenz-Kompetenz, also nachhaltige Lösungen und Dienstleistungen entwickeln und vermarkten zu können.
Wenn Sie zu einzelnen Punkten noch Fragen haben, vereinbaren Sie gerne einen Beratungstermin.