Restrukturierung

Restrukturierung

Auf dem Weg in die Digitale Transformation

Die Basis der Wirtschaft bilden bereits heute digitale Infrastrukturen, die Menschen, Märkte und Maschinen weltweit miteinander vernetzen. Der digitale Informations- und Wissenstransfer ist bereits Standard; durch 3D-Drucker ist nun auch der digitale Transfer von Produkten zur Realität geworden. Andere Technologien und Dienstleistungen, die künftig durch die digitale Vernetzung möglich werden, lösen konventionelle Produkte ab – diesen Effekt bezeichnet man auch als Disruption. Erfolgreiche Unternehmen nutzen die Digitalisierung und haben das Prinzip der digitalen Wertschöpfung verstanden.

Was aber machen diese „digitalen“ Unternehmen anders? Werfen wir doch zunächst einmal einen Blick zurück, um leichter zu begreifen, wo wir heute stehen. 

Der deutsche Maschinenbau sowie die Automobilindustrie konnten sich jahrzehntelang über Umsatz- und Ertragssteigerungen freuen; davon haben auch die Zulieferer profitiert. Nicht selten waren einzelne deutsche Maschinenbauer Weltmarktführer mit einem Marktanteil von deutlich über 50 Prozent. Viele dachten wohl, es ginge immer so weiter, und stellten ihr Geschäftsmodell nicht in Frage. Einbrüche in den Umsatzzahlen führte man gerne auf konjunkturelle Schwankungen in den internationalen Absatzmärkten zurück. Schuld war also die Globalisierung, bzw. die fehlende Erfahrung mit den globalen Wirtschaftszyklen. Die neuen Parolen hießen Kurzarbeit, Personalfreisetzung und Outsourcing. 1994 fällt das Vermittlungsmonopol der Bundesanstalt für Arbeit, und die private gewerbsmäßige Arbeitsvermittlung wird zugelassen. 

„Die Jahre 2000 bis 2009 werden als Digitale Dekade in die Geschichtsbücher eingehen“

Prof. Dr. August-Wilhelm Scheer, ehemaliger BITKOM-Präsident zum Ende seiner Amtszeit. Das war ein Weckruf für die Nation.

In den 1990er und 2000er Jahren lag der Fokus auf der Optimierung der Fertigungsprozesse und der Kostenführerschaft mit dem Ziel, die Gewinnschwelle zu senken und den ROI zu erhöhen. Unternehmensberater predigten neue Konzepte wie Lean Management, Lean Production, Kanban und Just in Time. Später kam noch das Ideal vom „kundenzentrierten Unternehmen“ hinzu, und das Marketing gewann an Bedeutung. Von der Digitalen Transformation war bis dahin in Deutschland noch nicht viel zu spüren. Auf der Hannover-Messe 2011 kam dann erstmals der Begriff Industrie 4.0 auf, der in den folgenden Jahren von der Bundesregierung weiterverwendet und geprägt wurde. 

Der Begriff spielt auf die Digitalisierung der Industrie an, vor allem die Vernetzung von Maschinen, bis hin zu antizipatorischen Produktionsplanungen, die in der Lage sind, dynamische Interdependenzen in den Warenströmen zu erkennen und zu interpretieren. Es folgte der Zusammenschluss der Branchen-verbände Bitkom, VDMA und ZVEI zur gemeinsamen Plattform Industrie 4.0.

Seit der Jahrtausendwende streben nun Unternehmen mit einer Digital-Strategie an die Spitze der Weltwirtschaft. Die sogenannte Digital Economy – auch New Economy genannt – nutzt das Internet als primäre Infrastruktur. Hier sind verschiedene Ansätze für die Digitalisierung von Märkten möglich. So können bestehende Geschäftsprozessen in gewohnte Manier beibehalten werden, allerdings erfolgt der Informationsaustausch (und einige Teilprozesse) über die digitale Infrastruktur. Das trifft vor allem auf den Einzelhandel zu, allerdings halten nun auch die Online-Visite und das elektronische Rezept Einzug in das Gesundheitswesen. Hier können Apotheken vom Einzelhandel funktionierende Prozesse übernehmen. Der erweiterte Ansatz lässt sich mit dem Begriff der Plattform-Ökonomie umschreiben. Hier werden Geschäftsprozesse über die altbekannten Grenzen hinweg miteinander verbunden. Auf diese Weise entstehen zwar komplexere Angebote, aber auch bessere Lösungen aus Sicht des Kunden. Aus Kundensicht werden die einzelnen Angelegenheiten durch den "One-Stop-Shop"-Ansatz zudem wesentlich erleichtert.

>> Die sog. Next Economy ist eine Variation der Digital Economy, hier stehen allerdings der Nachhaltigkeitsgedanke und ethische Prinzipien im Vordergrund. Die zugrundeliegende Philosophie dahinter ist einfach und bahnbrechend zugleich: Mit diesem Bewusstsein soll der Einzelne nicht mehr nur das tun, was für ihn am besten ist, sondern was für die Gemeinschaft am besten ist. Fakt ist, das Internet verbindet Milliarden von Menschen über nationale Grenzen hinweg. Mit dem Internet werden Sprachbarrieren und soziale Kluften überwunden. Im Internet werden alle Menschen zu einer weltweiten Gemeinschaft – die Digitale Gesellschaft. Durch das Internet kann also tatsächlich die Bildung eines kollektiven Bewusstseins für Nachhaltigkeit und Ethik gelingen.

Die Digital Economy ist durch radikale Innovationen gekennzeichnet. Damit verbunden sind auch disruptive Geschäftsmodelle. So werden bestehende Konzepte künftig auf die Probe gestellt. Entweder sie lassen sich digitalisieren, oder sie verlieren Marktanteile. Nur wer dieses Faktum anerkennt, und sich der digitalen Transformation stellt, wird überleben. Das spiegelt sich auch in der Fortune 500 Liste.


Die Blockchain-Technologie wird zum neuen Impulsgeber für die Wirtschaft.


Für viele Menschen sind Bitcoin und Blockchain ein und dasselbe. Doch wer die Kryptowährung mit der dahinterliegenden Technologie gleichsetzt, liegt nicht nur falsch, sondern tut auch der Blockchain und ihrer Bedeutung unrecht.

Der Filmhersteller Kodak und der Fernsehgerätehersteller Loewe gelten als legendäre Beispiele für Unternehmen, deren Management die Digitalisierung verschlafen hat. Die nächste große "Disruption" betrifft die Finanzwirtschaft, genau genommen den Bankensektor. Die Blockchain-Technologie ermöglicht den bargeldlosen Zahlungsverkehr weltweit zu geringeren Kosten und in kürzerer Zeit. Insbesondere werden Transaktionen zwischen einzelnen Personen möglich. So können einzelne Personen beispielsweise einen Investment-Funds auflegen, oder ein Kreditgeschäft miteinander eingehen, ohne die Zwischenschaltung einer Bank oder eines Fonds-Managers. Man spricht dann von einem Peer-to-Peer-Kredit, oder Crowdlending. Das Crowdlending (P2P-Kredit) ist im Grunde eine Unterform des Crowdfunding. Während das Funding prinzipiell alle Möglichkeiten umschließt, auf einer Online-Plattform Geldmittel zu sammeln, bezeichnet Crowdlending im Speziellen die Kreditvergabe von Privat zu Privat.

Die Abwicklung geschieht über eine Handelsplattform; hierbei fällt je Transaktion eine sehr geringe Gebühr an. Der Betreiber der Plattform verdient also nur dann, wenn die Plattform stark frequentiert wird. Durch die vollautomatische Verarbeitung kann die Plattform allerdings auch Mikroinvestments, etwa 20 Cent je Transaktion, abwickeln. Banken scheitern an hier an ihrer eigenen Kostenstruktur: Die Bankgebühr je Transaktion ist bereits so hoch, dass vom Überweisungsbetrag am Ende nichts übrigbleiben würde. Dem ein oder anderen Leser mag es jetzt belanglos erscheinen, ob technische Hürden für Mikroinvestments überwunden werden, oder nicht. Bedenkt man allerdings, dass ca. 75 Prozent der Weltbevölkerung von etwa 3 Dollar pro Tag leben müssen, wird die Bedeutung dieses Marktes sicherlich etwas klarer. Hier geht es aber auch um Teilhabe und Chancengleichheit. Ginge es nach den Banken, würde sich hier wahrscheinlich nichts ändern. Durch die Digitalisierung – in diesem Fall durch die Blockchain-Technologie – wird dieser Entscheidungsprozess nicht mehr nur einigen wenigen überlassen, sondern demokratisiert.

„Freier Zugang zu Information und deren Auffindbarkeit sind Grundpfeiler unserer freiheitlichen Gesellschaftsordnung“

Prof. Karlheinz Brandenburg, Direktor Fraunhofer IDMT und Erfinder des MP3-Formats.

Abgesehen davon, dass das Papiergeldsystem aus dem Gleichgewicht geraten ist, wird die Digitalisierung den Finanzsektor hart treffen. Gleichwohl können die Schlüsselbranchen der deutschen Industrie durch den Durchbruch von Industrie 4.0 erhebliche Produktivitätssteigerungen erzielen. Allerdings stehen die meisten Betriebe aus dem deutschen Mittelstand noch am Anfang der Digitalisierung. Im Gegensatz dazu haben die Verbraucher und der Handel bereits mit der Digitalen Transformation begonnen. Märkte werden schnelllebiger und Kundenanforderungen werden immer spezifischer.

Die Antwort der produzierenden Industrie darauf können nur hochautomatisierte Fertigungsprozesse mit einem hohen Flexibilitätsgrad sein. Gleichzeitig müssen Geschäftsprozesse, die bisher als rein interne Vorgänge wahrgenommen werden, geöffnet werden und den Kunden als Produktentwickler integrieren. Einige deutsche Hersteller gehen diesen Weg bereits und nutzen Social Media, um eine kundenintegrierte Produktentwicklung zu realisieren. Gute Neuigkeiten also. Der Preis dafür: Veränderung. Das digitale Unternehmen der Zukunft wird vernetzter, intelligenter und "sozialer" sein.

Derartige Innovationen erfordern allerdings die Möglichkeit des kreativen Handelns; dazu gehört auch eine sehr tolerante Fehlerkultur, um nicht zu sagen, eine Kultur des kreativen Scheiterns. In unflexiblen hierarchischen Strukturen ist selten Platz für autonome Teams und kreative Projekte. Wie schafft man also Innovationen in einer digitalen Ökonomie?

Die Zielsetzung lautet, starre Strukturen in agile Teams zu transformieren, die über kreative Freiräume und eine digitale Kompetenz verfügen. Wenn die Organisation für den Schritt zum socially embedded Enterprise noch nicht bereit ist, oder das Transformationsprojekt über etliche Jahre geplant ist, muss der Innovationsprozess außerhalb des Unternehmens stattfinden – man könnte das auch als Innovations-Outsourcing bezeichnen. Hier sind die Möglichkeiten recht vielfältig: So können z. B. Tochterunternehmen gegründet werden, die ihren Sitz an einem innovationsfreundlichen Standort haben; hier geht es insbesondere um die Nähe zu den benötigten Mitarbeitern, die über digitale Technologien und agile Arbeitsmethoden beherrschen. Eine weitere Möglichkeit ist die Gründung eines In-House-Labs. Dabei handelt es sich um eine vom Mutterunternehmen abgekoppelte Organisation mit eigener Geschäftsführung, die räumlich vom Stammunternehmen abgetrennt wird und völlig frei agieren kann. Eine dritte Möglichkeit stellt die Kooperation mit Startups dar, die bereits eine komplementäre Technologie entwickelt haben, aber die Vermarktung nicht aus eigener Kraft bewerkstelligen können. In dieser symbiotischen Partnerschaft profitieren beide Seiten voneinander.

Ein praktisches Beispiel für diesen weg ist der Stahlhändler Klöckner, der unter der Leitung von CEO Gisbert Rühl. Der traditionelle Stahlhändler hat eine digitale Plattform geschaffen, über die alle Produkte von Klöckner online bestellt werden können. Als dieser Prozess stabil lief, hat das Unternehmen die Plattform auch für andere Händler geöffnet und damit das online-Sortiment verbreitert. An dieser Stelle hat Rühl konsequent aus Sicht des Kunden gedacht, und für die bestmögliche Kundenerfahrung (UX) gesorgt. So will das Unternehmen im Jahr 2020 bereits 50 Prozent seiner Umsätze online erwirtschaften.

Ein weiteres Beispiel liefert die Deutsche Bank mit ihrer "Digitalfabrik". Hier schaffen agile Teams neue Bankprodukte die nicht mehr nur ausschließlich auf das Portfolio der Deutschen Bank festgelegt sind, vielmehr auch Finanzdienstleistungen anderer Anbieter in die neuen Angebote integriert. Die Bank wird so zum Vermittler für die Konkurrenz und erhält eine Provision für die verkauften Produkte. Der Vorteil der Deutschen Bank liegt darin, dass sie im Besitz der Kundenverbindung bleibt, und die bestehende Kundenverbindung durch die größere Produktkompetenz stärken kann.

Fazit: In der Regel geht eine Restrukturierung aus einer Anpassung der Marketingstrategie hervor. Das Unternehmen reagiert also aktiv und drastisch auf die veränderten Umweltbedingungen und Marktanforderungen. Die Produktivitätssteigerungen, die mit der Digitalisierung einhergehen, haben jedoch unweigerlich auch Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt; die Digitalisierung erfordert auch gesellschaftspolitische Veränderungen. Das führt wiederum zu einer Veränderung der Inlandsnachfrage. Unternehmen, die diese Entwicklung erkennen, entwickeln jetzt Resilienz-Strategien. Dazu gehört auch die Subsistenz-Kompetenz, also nachhaltige Lösungen und Dienstleistungen entwickeln und vermarkten zu können. 

Wenn Sie zu einzelnen Punkten noch Fragen haben, vereinbaren Sie gerne einen Beratungstermin.
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